Lade Veranstaltungen
  • Diese Veranstaltung hat bereits stattgefunden.

37. Filmfest Osnabrück

Solidarisch. Hinterfragend. Aufmerksam.

W ie verarbeitet eine Gesellschaft Angst? Wie ermächtigen sich Einzelpersonen gegen große Konzerne? Wie führt man ein Leben, das man nicht gewollt hat? Wie lebt man ein Leben, in dem man nicht gewollt ist? Wo lebt man ein Leben, wenn es zuhause zu gefährlich wird? Wer bestimmt, wie man zu leben hat?
Die Filme des 37. Filmfest Osnabrück liefern keine Antworten auf, sondern stellen diese Fragen. Szenen von Luftaufnahmen riesiger Braunkohlelöcher (Finite – The Climate of Change) treffen auf Tränen am Klavier (Invisible: Gay Women in Southern Music) treffen auf Schüsse in Port-au-Prince (Freda) treffen auf twerken im Hijab (Sonne) und versuchen, die unaufhaltbare Bewegung der Welt auf der Leinwand greifbar zu machen. Willkommen beim Filmfest in der Lagerhalle.
Neun Langfilme und sieben Kurzfilmprogramme – darunter drei für Kinder – laden vom 12. bis 16. Oktober in die Lagerhalle ein. Eröffnet wird das Filmfest am Mittwoch, den 12. Oktober, mit Wir könnten genauso gut tot sein, dem deutsch-rumänischen Langfilmdebüt von Natalia Sinelnikova. Mit satirischer Präzision öffnet sie den dystopischen Mikrokosmos einer von Angst durchtränkten fiktiven Hochhaus-Wohngemeinschaft, in dem sich erahnen lässt, welche Wirkmächte Zugehörigkeitsgefühle und Ausgrenzung tatsächlich haben.
Der Eröffnungsfilm gibt den Ton an für Filme aus den Sektionen Focus on Europe, Frieden, Laut und dem Filmpreis für Kinderrechte. Aus letzterem sind drei der vier Wettbewerbsfilme in der Lagerhalle vertreten: Nach dem Happy End begleitet Tobias, der 14 Jahre alt ist, als er ein neues Herz bekommt – für das er sich nie entschieden hat. Sensibel ist die Kamera an Tobias’ Seite und gewährt einen Einblick in das Leben nach der Transplantation. Kurdwin Ayubs Debütfilm Sonne, der bereits weit vor seinem Kinostart auf dem Filmfest zu sehen sein wird, verhandelt das Erwachsenwerden zwischen den Kulturen: Gehört es sich, »Losing My Religion« in der Gebetskleidung der Mutter zu performen? Mit A House Made of Splinters kehrt der 2018 für The Distant Barking of Dogs mit dem Friedensfilmpreis ausgezeichnete Regisseur Simon Lereng Wilmont nach Osnabrück zurück. Bedrückend aktuell ist das einfühlsame Portrait eines Kinderheims in der Ostukraine, in dem Kinder Zuflucht finden, deren Eltern schwer traumatisiert von den andauernden Kämpfen nicht in der Lage sind, sich um sie zu kümmern.
Unermüdliches Streben nach Gerechtigkeit treiben die Protagonist:innen von Für die Vielen – Die Arbeiterkammer Wien und Finite – The Climate of Change an. Sie setzen sich für Arbeitnehmer:innenrechte im bürokratischen Chaos systematischer Ausbeutung ein oder unterbrechen den Braunkohleabbau durch zivilen Ungehorsam. Für sich selbst und ihre Generation setzt sich auch Freda im gleichnamigen Film ein, die zerrissen zwischen bleiben und gehen versucht, ihren von Korruption, Gewalt und demonstrativ lebhafter Kultur geprägten Alltag auf Haiti zu navigieren.
Sonne und A Sound of My Own, der Dokumentarfilm über die Percussion-Musikerin Maja Burchard, beweisen es mit ihren experimentellen Passagen: Film erfindet sich unaufhörlich neu. Hinter den Programmtiteln Differenzen, Vereinigung, Elemente und Triebfedern verbergen sich Kurzfilmprogramme, die neue Perspektiven einnehmen und die Abende in der Lagerhalle beenden.
Radikal ehrlich, aufrichtig und kompromisslos widmen sich die Filme, Filmschaffenden und Protagonist:innen der diesjährigen Festivalausgabe den Komplexitäten und Nuancen, nehmen sich Zeit für Hintergründe und Details, die viel zu häufig ungeachtet an uns vorbeiziehen.

Alle Infos zu Programm & Tickets unter:
www.filmfest-osnabrueck.de


 Saal 

Top